Hallo,
jetzt wird's höchste Zeit, nach 1000km Erfahrung hier auch mal einen Bericht einzustellen. Aber ich wollte mein ET-13 evo Pinion erstmal einfahren und fundierte Erfahrungen sammeln, anstatt über erste Eindrücke zu berichten, die sich dann später als haltlos herausstellen und fairerweise korrigiert werden müssten.
Um's vorweg zu nehmen:
Das Gudereit ET-13 evo Pinion Pedelec ist nicht makellos aber ich habe meine Kaufentscheidung bis jetzt noch keine einzige Sekunde bereut.
Schwerpunkt meiner Kaufentscheidung war die Antriebskombination Pinion C1.12+Zahnriemen+Neodrive Z20 zu einem sehr attraktiven Preis (bei Gudereit) und die hat meine Erwartungen mehr als erfüllt. Ich komme aus der Rohloff-Welt (speedhub 500/14) und liebe das unkomplizierte "lineare" Schalten. Insofern gab es auch keine Umgewöhnung von Kette auf Getriebe - das mag ein Vorteil sein. Wer Kettenschaltung gewöhnt ist, der braucht evtl. noch eine zusätzliche "Einarbeitungs-/Gewöhnungszeit" auf die Getriebe-/Nabenschaltung. Aber wer diese Vorteile einmal zu schätzen gelernt hat, der wechselt nicht mehr auf die Ritzelpakete zurück - in meiner Bekanntschaft gibt es da überzeugende Nachweise.
Ich finde das Pinion-Getriebe genial und fahre/schalte das inzwischen mit ausgesprochen großem Spaß - sehr "gefühlsecht" (sorry, aber ein passenderer Begriff fällt mir dazu jetzt nicht ein). Denn nach ca. 200km waren die Zahnflanken super "eingeschliffen" und das Pinion C1.12 schaltet sich butterweich, sehr direkt und genau in den gewünschten Gang. Mit der Drehgriffschaltung und dem direkten Fußkontakt in der Kurbel bekomme ich ein super feines Feedback - so macht Schalten Spaß.
Bei 12 Gängen (Pinion C1.12) schalte ich beim Gangwechsel in der Regel zwei Gänge hoch/runter (unabhängig vom an-/abgeschalteten neodrives). Zwei Gänge auf einmal schalte ich mit der Rohloff speedhub 500/14 aber auch. Denn ich bin ein "fleißiger Gangwechsler", suche i.d.R. die optimale, gefühlte Kraftübersetzung und möchte in schwierigem Gelände gut zurecht kommen, auch wenn der Akku mal "schlapp" macht. Und dafür bietet das Pinion C1.12 mit seiner Entfaltung von 600% eine absolut geniale Lösung. Ich will an der Stelle die Rohloff-Nabe nicht schlecht machen. Ich bin damit 6 Jahre lang hochzufrieden über Berg&Tal gefahren und fahre mit meinen "Kumpels", die noch nicht umgestiegen sind, die langen Touren weiterhin mit der Speedhub 500/14 (meine Kräfte sind dafür noch ausreichend und das gemeinsame Fahren ohne Akku entspannt die Tour einfach). Aber für alle anderen Fahrten steige ich absolut begeistert auf mein Gudereit ET-13 evo Pinion. Und insbesondere die Stadtfahrten mit dem permanenten Wechsel zwischen Abbremsen und Beschleunigen machen bereits mit Unterstützungsstufe 16% einen riesen Spaß (siehe dazu auch unten).
Statements zur Reichweite. Die hat mich gleich zu Anfang interessiert und die interessiert bestimmt viele andere auch. Die Reichweite ist ein wichtiger Punkt, denn was nützt ein Pedelec, das nicht "liefert", wenn Mann/Frau es braucht:
Dazu bin ich einige Teststrecken gefahren und mit dem 500W Akku ergeben sich folgende Erkenntnisse:
(1) Anzeige nach dem Aufladen: Reichweite 106 km
(2) Die 106 km erreiche ich ziemlich genau mit einer permanenten Kraftunterstützung von 16% (die habe ich per App auf Stufe 2 konfiguriert)
--- permanent heißt: immer angeschaltet (ob gebraucht oder nicht).
--- Gelände: Rhein Main Gebiet, leicht hügelig
--- Durchschnittsgeschwindigkeit: 22-25 km/h
--- Belastung: 71 kg Körpergewicht, i.d.r. mit normalem Gepäck (zeitweise auch mal mit Radtasche für den "großen Einkauf")
(3) Dem neodrives Z20 ist m.E. zu verdanken, dass das ET-13 evo Pinion unter o.g. Bedingungen mit einer Kraftunterstützung von "nur" 16%, im urbanen Gelände ein absolut flottes und komfortables Fahrvergnügen bereitet. Mit gefühlvoller, bestimmter, kraftvoller, zügiger Beschleunigen. Auf der Stecke genieße ich mit 16% Unterstützung sehr entspanntes Fahren mit einer dauerhaften Geschwindigkeit von ca. 22-25 km/h.
(4) Mit Unterstützung 8% (habe ich mit der App auf Stufe 1 konfiguriert) erreiche ich auf der Langstecke in hügeligem Gelände ca. 150 km Reichweite (=Faktor 1,5). Dabei habe ich die Unterstützung ab und zu auch mal abgeschaltet (bergab oder in sehr einfachem, ebenem Gelände).
(5) Die Stufen 4 und 5 (mit der App auf 64% und 100% konfiguriert) benutze ich so gut wie gar nicht, es sei denn, ich will mal "fliegen". Vorsicht: Spaß-/Suchtfaktor ist riesig - aber für die Langstrecke ist das nicht geeignet, denn der Akku hält das nicht ewig durch.
Was mich beim neodrives Z20 noch so überzeugt:
Läuft sehr rund, angenehm und absolut geräuschlos.
Ich habe viel über die (thermische) Belastungsgrenze gelesen und den neodrives Z20 (+Akku) mit einer "Power-Fahrt" auf den Großen Feldberg (Taunus) auch mal auf die Probe gestellt.
Fazit:
(1) Strecke: 26 km (ab Hattersheim am Main)
(2) Höhenunterschied: 750 m (3-20% Steigung, Süd-Auffahrt, Übersichtskarte Großer Feldberg (880 m))
(3) Unterstützung: 90% in Stufe 2 mit 16%; kurzfristig 32% oder 64% bei steileren Anstiegen,
(4) Zeitersparnis: Durchschnittlich brauche ich mit zwei Pausen für diese Strecke 124 Minuten (mehrfach mit meinem Herkules+Rohloff validiert). Mit dem ET-13 evo Pinion kürzte sich die Fahrzeit auf 85 Minuten (Ersparnis ca. 39 Minuten --> 32%).
(5) neodrives Z20: war danach gut warm; jedoch lange nicht heiß
(6) Ankommen: sehr entspannt und sehr zufrieden über das Gudereit Pedelec
(7) Akku-Verbrauch: 64 von 106 km Reichweite verbraucht; d.h. der Akku hätte bei gleicher Unterstützung (32%) und gleichen Verhältnissen noch gut 300 Höhenmeter geschafft. Wenn der Akku "schlapp" gemacht hätte, dann kommt man "normal" mit der Pinion C1.12 und 600% Entfaltung trotzdem noch auf den Pass rauf.
Was mich bei anderen Pedelec-Fahrer/-innen inzwischen nervt:
Häufig bekomme ich von Bekannten stolz erzählt, wie selten sie den Motorantrieb brauchen und "kaum Akku brauchen". Dann frage ich sofort zurück: "Warum hast du dir das Pedelec angeschafft?"
Wer meint, eigentlich kein (S)Pedelec zu brauchen, der soll sich auch keins anschaffen. Das wär rausgeschmissenes Geld und dann muss der-/diejenige auch nicht immer so tun, als ob er das Pedelec eigentlich nicht braucht.
Ich habe keine Lust, in der "Altersschwäche" auf ein Pedelec umzusteigen und zum Verkehrshindernis zu werden. Ein gutes Pedelecs (noch) genießen zu können, erzeugt bei mir eine riesen Fahrspaß, den ich für 80% meines "daily driving business" nicht mehr missen möchte. Ob ich deswegen weniger sportlich werde, bezweifle ich sehr stark. Denn die Motorunterstützung schaltet bei 25km/h ab und wer von bequem auf sportlich (=schneller) umschalten möchte, der darf etwas dafür tun (ich tue das häufig genug und halte mich trotz allem fit).
Sonstiges:
(1) Dank des Zahnriemens genieße ich, mein "Fahrrad" endlich ohne "Ketten-Dreck" (an Antrieb und Felge) pflegen zu können. Ich habe mir ein Autowasch-Handschuh zugelegt und pflege das Rad schnell "rundum einfach mal sauber".
(2) Es gab auch kleine technische Probleme mit dem Hinterbau-Seitenständer, der Hinterradfelge und dem Steuersatz. Die möchte ich hier aber nicht weiter ausbreiten. Denn die hat der Händler im Rahmen seines After-Sales-Service ohne Diskussion und unproblematisch behoben. Das alles ist für mich nicht kauf-verhindernd und deshalb halte ich mich damit hier zurück - ggf. schreibe ich dazu später mal etwas.
So, das war's für's Erste:
Gruß
Commaander
Gudereit ET-13 evo Pinion (First Bike)
Hercules Excell Pro (2014) Rohloff Speedhub 500/14 (Backup)